Donnerstag, 22. August 2024

G.I. Gurdjieff - Dr. Black, Überbringer schlechter Nachrichten

Am Donnerstag wurden überall in Essentuki Plakate aufgehängt, auf denen ein Vortrag des berüchtigten "Dr. Black" angekündigt wurde. Mit anderen Worten: Den Vorträgen wurde bewusst ein dubioser Charakter verliehen. Der Ruf von "Dr. Black", eines Scharlatans, war aus satirischen Gedichten bekannt, die in Flugblättern dieser Zeit mit Titeln wie "Der Prozess gegen Johann Huss" und "Dr. Black, Überbringer schlechter Nachrichten" veröffentlicht wurden. Aber vielleicht existierte der Arzt überhaupt nicht, denn er erschien nie.

Warum war es notwendig, für mich, einen Neuankömmling, das Treffen in diesem zweifelhaften Café am Newski zu organisieren? Warum jetzt dieser „Dr. Black“? Warum immer gleich beim ersten Treffen eine Andeutung von Scharlatanerie für potenzielle Schüler?

All dies kann nur durch die Entschlossenheit von Herrn Gurdjieff erklärt werden, uns arbeiten zu lassen und uns an unser wahres Ziel zu erinnern, das, wenn es ernst war, durch keinerlei Maßnahmen seinerseits erschüttert werden konnte. Lehrer umgeben sich normalerweise mit einer Atmosphäre großer Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit, um Neuankömmlingen einen guten Eindruck zu vermitteln.

Bei Herrn Gurdjieff war es genau umgekehrt: Alles, was einen neuen Menschen abstoßen, ja sogar erschrecken konnte, wurde immer hervorgebracht. Ein Neuankömmling hatte die Gelegenheit, Herrn Gurdjieff zu treffen und mit ihm zu sprechen, aber sofort stand er vor einem Hindernis, das es zu überwinden galt. Andererseits ließ Herr Gurdjieff einen Neuankömmling nie mit leeren Händen davongehen, wenn er mit echten Fragen kam und über etwas sprach, das für ihn von wirklicher Bedeutung war.

Thomas de Hartmann

Quelle: Thomas de Hartmann - Our Life with Mr. Gurdjieff

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